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Projekt
Im von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt „Personelle Netzwerke im päpstlichen Umfeld des 9. Jahrhunderts“ wurden an der FAU Erlangen-Nürnberg zwischen 2019 und 2021 sämtliche Personen gesammelt, die in päpstlichem Dienst oder persönlichem Kontakt zum Papst standen. Es konnte auf verschiedene Vorarbeiten aufgebaut werden. Vor allem die Personenregister der Papstregesten der Regesta Imperii, welche in Erlangen erarbeitet wurden und werden, dienten als Grundlage für den Datenbestand. Aber auch Qualifikationsarbeiten des Projektleiters, Prof. Dr. Klaus Herbers, zu Papst Leo IV. und der Projektmitarbeiterin, Dr. Veronika Unger, zur päpstlichen Schriftlichkeit im 9. Jahrhundert sowie ein gemeinsames Übersetzungsprojekt zu den Papstbriefen dieser Zeit dienten als Basis.
Ziel des Projekts ist es, die Erforschung von Netzwerken in der päpstlichen Umgebung überhaupt erst zu ermöglichen. Denn über das, was später als päpstlicher Hof bzw. Kurie bezeichnet wird, wissen wir vor dem 11. Jahrhundert noch sehr wenig. Dies soll einerseits über die hier zugängliche Online-Datenbank realisiert werden. Es ist aber genauso möglich, sich den erarbeiteten Datensatz über Zenodo komplett herunterzuladen und in andere Strukturen zu überführen. Zudem sind die Ergebnisse der Projektarbeit in ein prosopographisches Handbuch eingeflossen, welches Biogramme zu allen relevanten Personen beinhaltet und diese erstmals innerhalb einer Monographie vollständig und auf dem Stand der aktuellen Forschung präsentiert. In der ausführlichen Einleitung werden Ansätze zu weiteren Forschungen, die auf Basis der Online-Datenbank und des Handbuchs möglich sind, vorgeführt.
Das Projekt wurde geleitet von Prof. Dr. Klaus Herbers. Die Durchführung oblag in erster Linie der Projektmitarbeiterin Dr. Veronika Unger. Für das Backend und die Programmierung der Datenbank war Julian Krenz als studentische Hilfskraft verantwortlich. Daniel Kraus übernahm im Rahmen von Werkverträgen die optische Gestaltung der Homepage. Wertvolle Zuarbeiten leistete zudem die studentische Hilfskraft Carolin Letterer. Die Webseite wird gehostet von der RI Online.
Aufnahmekriterien
Im Zentrum stehen die Personen, welche in päpstlichem Auftrag handelten. Dies sind zu allererst die päpstlichen Legaten, wobei hier unterschieden wird zwischen solchen Legaten, die der Papst aus seiner Umgebung aussuchte, und solchen, die zuerst von anderswo zu ihm geschickt und dann vom Papst wieder zurückgesandt wurden. Sehr viel seltener wurden Personen durch ein päpstliches Mandat als delegierte Richter eingesetzt. Vereinzelt belegt sind Personen, die die Päpste zum Verwalter ihrer Patrimonien ernannten, also der Besitzungen im gesamten Orbis christianus. Auch Personen, die als Statthalter oder Vikar der Päpste fungierten, sind erfasst.
Ein zweiter Schwerpunkt liegt auf den Personen, die in der päpstlichen Verwaltung tätig waren. In der Kanzlei fungierten diese als Datare, Urkundenschreiber, Briefschreiber sowie Diktatoren von Papstbriefen und Urkunden. Es sind aber auch alle Personen erfasst, die ein Amt innehatten, welches gemeinhin mit der päpstlichen Verwaltung in Verbindung gebracht wird, unabhängig davon, welche Funktionen, diese Personen ausübten. Dies sind etwa der Apokrisiar, der vestararius, der sacellarius, der superista, der bibliothecarius, der magister militum, der nomenclator, der primicerius, der secundicerius oder der cubicularius. Unter den Ämtern ist auch der consiliarius zu finden, von dem bisher nicht bekannt ist, ob es sich um ein Amt oder nur ein ad hoc vergebenes Epitheton handelt.
Schließlich liegt der Fokus auf Personen, die mit den Päpsten in persönlichen Kontakt getreten sind. Dies konnte einerseits auf Synoden geschehen; nicht nur die Synodalteilnehmer sind hier relevant, auch zu Synoden geladene Personen und solche die dort verurteilt wurden (manchmal auch in Abwesenheit). Wichtig sind auch Prozesse, wo neben einfachen Prozessteilnehmern auch die Funktionen Anwalt und Zeuge erfasst sind. Entweder mit Synoden oder mit Prozessen in Verbindung standen von den Päpsten Angeklagte. Personen, die ein Papst persönlich in Rom oder an einem anderen Ort weihte, wurden aufgenommen. Wichtig sind zudem Personen, welche aus eigenem Antrieb eine Reise zu den Päpsten unternahmen. Oft war hier das Bestreben, an Reliquien zu gelangen, entscheidend, aber auch die Möglichkeit, in Rechtsfragen an den Papst zu appellieren. Relevant sind Personen, die vom Papst oder einer dritten Person als Mittler angerufen wurden oder aus eigenem Bestreben als Mittler tätig waren. Auch für die Päpste unerfreuliche Kontaktpersonen sind erfasst wie Attentäter oder Aufständische.
Nicht immer wurden alle für eine Person belegten Ämter aufgenommen, sondern in der Regel diese, die für den Kontakt zum Papst relevant waren. Nicht berücksichtigt wurden Personen, die nur in brieflichem Kontakt zum Papst standen. Zudem wurden Kaiser und Könige ausgeschlossen und Personen, die von einem Dritten zum Papst gesandt wurden, von denen aber nicht belegt ist, dass der Papst sie wieder zurückschickte.
Funktionen wurden in der Regel auf Deutsch formuliert, nur wenn nicht ganz klar wurde, was die Person genau tat, wurde der Quellenbegriff gewählt, etwa minister, homo, executor oder commenditus. Bei den Ämtern wurde der lateinische Begriff dann bevorzugt, wenn es entweder keine adäquate deutsche Übersetzung gibt oder der deutsche Begriff möglicherweise in die Irre führen könnte, was die mit einem Amt verbundenen Aufgaben betrifft. Dies ist etwa beim bibliothecarius der Fall, der absichtlich nicht als Bibliothekar aufgenommen wurde.
Erläuterungen zu den Suchfunktionen
Grundsätzlich gibt es drei durchsuchbare Instanzen in der Datenbank: Personen, Orte und Ereignisse. Zu jeder dieser Kategorien ist eine eigene Detailsuche vorhanden, bei der nach verschiedenen Kriterien Suchanfragen durchgeführt werden können. Zudem existiert eine Zitat-Suche, über die alle erfassten Belegstellen, ob aus Quellen oder Sekundärliteratur, durchsucht werden können. Eine Schnellsuche bietet die Möglichkeit, alle Datensätze mit nur einem Begriff zu durchsuchen. Sämtliche Suchmasken sind hier zusammengestellt.
Bei den Suchfeldern handelt es sich entweder um frei befüllbare Felder, in denen die Suchbegriffe ohne weitere Markierung trunkiert werden. In anderen Feldern öffnet sich ein Dropdown-Menü, über das einzelne oder auch mehrere Suchbegriffe ausgewählt werden können. Bei der Auswahl von mehreren Suchbegriffen werden diejenigen Ergebnisse aufgelistet, bei denen alle gewählten Begriffe zutreffen (UND-Suche). Die Suchergebnisse können jeweils nach verschiedenen Kriterien sortiert werden.
Auf den Detailseiten zu Personen, Ereignissen und Orten finden sich zahlreiche Links. Diese rufen entweder Inhalte aus der Datenbank auf oder führen zu fremden Webseiten. So sind etwa alle Literatur- und Quellentitel mit dem RI-Opac verlinkt. Normdaten sind mit dem Katalog der Nationalbibliothek, der Wikidata und der Germania Sacra Online verlinkt. Zitate aus den Monumenta Germaniae Historica wurden mit der jeweiligen Seite in den dMGH verlinkt (der Link befindet sich auf Seitenzahl und Nummer).
Download
Der Datensatz ist bei Zenodo publiziert und kann bei Bedarf komplett heruntergeladen werden: https://zenodo.org/record/5139873
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